Die Ziegelfabrik von Kharipati (Nepal)

Um die Folgen des Erdbebens im April und Mai 2015 zu dokumentieren, reise ich im Februar 2016 nach Nepal. In Kharipati, etwa zwanzig Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, treffe ich den Nepalesischen Koordinator des Hilfsverein "Mukta Nepal", Raj Kumar. Er zeigt mir die kaum veränderte Situation, in den ländlichen Vororten von Kathmandu, seit dem Beben der Stärke 7,8. Vielen fehlt es weiter am Nötigsten, wie ausreichend Nahrung, sauberes Wasser und Strom, viele Menschen leben in Ruinen oder unter freiem Himmel.  

Raj Kumar erzählt mir von einer Ziegelfabrik in der rund 50 Familien arbeiten und leben, darunter viele Kinder. 

 

Von einer Anhöhe aus bietet sich mir ein Blick ins Tal. Inmitten von Reisterrassen ist die  Ziegelfabrik zu sehen. Aus der Entfernung sind Kinder zu erkennen, die Ziegel tragen. Nach dem Abstieg bietet sich ein genaueres Bild. Mehrere Familien mit drei bis fünf Kindern arbeiten hier, jede für sich, in einer vom Fabrikbesitzer zur Verfügung gestellten Parzelle. In dieser haben sich die Meisten, eine kleine Hütte aus ungebrannten Ziegeln zum wohnen erbaut.

"Das wichtigste für die Menschen hier ist es, überhaupt eine Arbeit  zu haben, die ihren Familien das Durchkommen sichert" erklärt mir Raj.  In der Nacht, meist um 3 Uhr stehen sie auf.  Der Lehm wird mit Wasser vermengt und mit einer speziellen Form zu Ziegeln gefertigt. Im Schnitt formt jede der Familien täglich tausend Ziegel, diese werden dann in der Morgensonne auf dem Boden zum trocknen ausgelegt. Viele Kinder tragen bis zu drei Ziegel, jeder hat ein Gewicht von etwa 1,3 Kilogramm. Am späten Nachmittag werden die Ziegel dann sorgfältig zu einer Mauer aufgestapelt.

 

Schließlich kommt ein LKW um sie aufzuladen und zum Brennofen zu fahren. Bei der Ablieferung erst werden die Familien bezahlt.

Sofern kein Regen vorher die Arbeit zunichte machte. Ist dies der Fall, gehen die Familien leer aus. Umgerechnet einen Euro-Cent gibt es pro Ziegelstein. Gebrannt, verkauft der Besitzer dieser Fabrik sie dann für einen Stückpreis von 16 Cent weiter. Gerade in der derzeitigen Situation ist Baumaterial in Nepal besonders gefragt.

 

Die Ziegel werden mit Hilfe von Kohle im Hochofen gebrannt.

Bei dieser körperlich schweren Arbeit sind vor allem Jugendliche tätig.

Meist kommen sie als billige Arbeitskräfte aus Bangladesch. Dort gibt es noch weniger Arbeit, zu noch schlechteren Bedingungen.

Ansprüche werden von ihnen nicht gestellt. 

 

Ich komme mit einer der Mütter ins Gespräch: "Wir sind glücklich darüber, hier als Familie die Chance zu haben, zusammen zu sein und uns gemeinsam Geld zum Leben zu erarbeiten. Die Kinder in die Schule schicken, können wir nicht, denn ohne die zusätzliche Arbeitskraft schaffen wir es nicht. Es gibt genug Konkurrenz, die für einen noch geringeren Lohn bereit wäre zu Arbeiten".

 

Ein weitere Ansprechpartner, Anil Spagat, der in Kharipati als Politiker tätig ist, erklärt: "Das Arbeiten den Kinder in der Fabrik zu verbieten, würde den Familien nicht helfen. Schlimmer, sie würden obdachlos werden. Eine längerfristige Lösung: Schulunterricht, der auf dem Gelände statt findet, während die Ziegel trocknen.

Eine kurzfristige Lösung: Gummistiefel für alle Kinder.

Der kalte und dreckige Lehmboden führt regelmäßig zu Krankheiten und Verletzungen. "

 

Nachtrag: Durch die mehrfache Veröffentlichung der Bildstrecke, konnte im April 2017 für alle 72 Kinder auf dem Gelände, Gummistiefel gekauft werden. 

 

 

                                 -Die ganze Reportage auf Anfrage-

 

 


Wenn Ihr die Hilfsorganisation Mukta Nepal  bei ihrer Arbeit unterstützen wollt, geht es hier entlang: http://www.mukta-nepal.com